Wann beginnen Märchen? Wann hören sie auf? Wann ist es Zeit aufzuwachen?
Schöne weiße Federflocken fallen vor meinem Fenster hinunter. Es ist helllichter Tag, also eigentlich gar nicht die richtige Zeit, um in ein Märchen hineinzugeraten. Beginnen Märchen nicht eher in den frühen Morgenstunden oder bei Einbruch der Nacht?
Wann beginnen Märchen?
Die Federn purzeln freudig weiter und ich möchte nun auch endlich wissen, ob sie vom Himmel fallen, wie zarter Schnee oder nur aus den Fenstern über mir. Über mir: Ein Mädchen mit blonden gelockten Armen, dass Shakespeares "Romeo und Julia"rezitiert. Ihre Locken fallen ihr wild um das ovale Engelsgesicht. Selbst die Sonne scheint ihren Radius auf die Haare des Mädchens eingestellt zu haben, sie funkeln und glitzern. Sie bemerkt mich, macht jedoch ungehindert weiter.
Die Liebe zum Leben in Shakespeare erkannt!
Ich begebe mich nach draußen auf meine Vorstadtterrasse und setze mich gleich unter den Strom der hinabfallenden Federn. Jede Feder, die meinen Körper streift hinterlässt einen Ton. Er verklingt langsam aber wunderschön im Hinabfedern zur Erde. Die hinabfallenden Töne scheinen noch recht unsortiert: Jeder klingt für sich wunderbar - zusammen klingen sie diffus und häßlich.
Wie kann etwas für sich gesehen schön sein? Und zusammen häßlich?
Ist es nicht oft so, dass die Dinge im Kleinen in Ordnung erscheinen und im Großen, im globalen Blick, eine Fratze bilden. Versucht man jedoch die einzelnen wunderschönen Töne, ich nenne sie Erinnerungen, zu ordnen, sie mit Liebe zu einer Sinfonie zu komponieren, so klingen sie unter Umständen neu, sind jedoch bezaubernd anzuhören.
|Märchenhafter Perspektivenwechsel|
Ich merke auch, dass es einen Unterschied macht an welcher Stelle die Federn auftreffen. Berühren sie mich in der Nähe meiner Hände oder meiner Füße, dann beschleunigen sie ihr Abklingen. Berühren sie mein Herz, dann errichten sie ein Epizentrum aus herzzerreißenden bis leidenschaftlichen Gedankentönen.
Von herzZEREISSENENDEN bis herzLEIDENSCHAFTLICHEN Gedankentönen
Je mehr ein Mensch erlebt hat, um so mehr ist er bereit sich der Musik zu öffnen. Er wird nicht mehr überwältigt vom klaren Ton oder versteht Musik nur rein rational als bloße Tonansammlungen.
Erinnerungssinfonie. Ich mache jeden Teil meines Körpers klingend!Verstehend!
Ich beginne zu tanzen. Auf meinem Großstadtvordach, um jeden Teil meines Körpers klingend und verstehend zu machen. Um einen Moment in meinen schönsten Erinnerungen zu verweilen. ...Verweilen...Plötzlich hören die Federn auf zu fallen! Vor meinem Fenster hat sich eine Menschenmenge angesammelt. Ich habe dies garnicht bemerkt. Einige Gesichter scheinen mir seltsam vertraut! Andere: Fremd!
Die märchenhaften Gesichter - meine Freunde
Ich weiß, dass ich sie alle kenne! Die märchenhaften Gesichter: Meine Freunde, die Makelosen:
Lose Bekanntschaften, unbedeutend, weil meine Welt, meine Musik für sie unbedeutend ist.
Unbedeutend|Weil meine Musik für sie unbedeutend ist!
Die Sonne steigt höher und höher. Das Mädchen wird in ein surreales Licht getaucht und wird zunehmend unfassbarer. Es erhebt seine Engelsflügel, streckt seine schönen Hände aus und trägt eine vor sich erscheinende, in allen farbenschillernde Kugel, die sich vor ihren Augen formiert hat mit sich in die Lüfte. Plötzlich scheint meine Musik für einen kurzen Moment überall. Ein Erinnerungs-Märchen auf Zeit. Vergangen aber nicht vorbei.
Es ist wie in jedem Märchen: Wenn sie (die Erinnerungen) nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
Ich habe mein Herz geöffnet!
Hineingeschaut?
Die Erinnerungssinfonie als seltsam bekannt erkannt?
Gesehen|Gehört,
dass
MIA tanzt. MIA lacht.
MIA weint. MIA schreit.
MIA lebt.
MIA BLEIBT!?
Bei Freunden
als Freund!
YoursEE - 22. Sep, 10:34